Presse MoPo: Immer an der Wand lang

Presse: Schablono in der Berliner Morgenpost

Seit vier Jahren betreibt Diplom-Grafik-Designer Andres Barczynski sein Geschäft mit Schablonen unter der Marke Schablono® über seine Werbeagentur ab-design GmbH. Es ist ein klassisches Start-up, das meiste passiert im Internet

Obwohl seine Arbeiten sehr dekorativ sind, wirkt das Ladenbüro von „Schablono“ im Steglitzer Südwesten auf den ersten Blick sehr nüchtern. Das liegt daran, dass die meisten Arbeiten, die Andreas Barczynski fertigt, bei seinen Kunden Verwendung finden, und oftmals sehr individuell sind. Deshalb findet man kaum Muster in dem Arbeitsraum. Über tausend verschiedene Bildvorlagen hat er derzeit im Sortiment, täglich kommen eine oder zwei neue dazu. „Das wäre viel zu teuer, die jetzt alle real im Laden zu haben“, erklärt der vollbärtige 57-Jährige, „es reicht, wenn die Kunden oder Interessenten sie sich die im Internet ansehen können.“ Vieles konkretisiere sich erst im Abstimmungsgespräch, nach dem Betrachten einer ersten Zeichnung.
Nach seinem Grafikdesign-Studium an der Hochschule der Künste arbeitete Andreas Barczynski fast fünfzehn Jahre bei verschiedenen Werbeagenturen, bevor er sich selbstständig machte. „Ich brauchte einfach mehr Freiraum für meine Kreativität“, erklärt er. Alle Vorlagen für seine Schablonen zeichnet er mit Bleistift vor, und setzt diese Zeichnungen dann auf dem PC zu einer Vorlage um, die ein Plotter dann millimetergenau aus Schablonierfolie schneidet. 60 Zentimeter lange und 44 Zentimeter breite Schablonen kosten dreißig Euro. „Die halten bei fachgerechter Behandlung sehr lange“, erklärt er. Schmalere Zierschablonen sind schon am 15 Euro im Angebot. Bis zu 200 Euro kosten gemälde-ähnliche Schablonen, die Barczynski beispielsweise nach einem Foto fertigt. „Im Grunde sind der Fantasie bei Schablonen kaum Grenzen gesetzt. Sowohl bei den Motiven, als auch bei der Anwendung.“

Vor zwölf Jahren begann der in Lankwitz aufgewachsene Grafik-Designer sich erstmals mit dem Themen Schablonen zu beschäftigen. „Es ist die älteste Dekorationmethode der Menschheit“, weiß er inzwischen. Schon unsere Vorfahren aus der Steinzeit haben sie benutzt. „Damals kauten die Menschen Rötel, ein kreide-ähnliches, rötliches Mineral. Wenn sie es gut mit Spucke vermischt hatten, legten sie eine Hand an eine Höhlenwand und spukten sie mit dem Sud voll. Die Methode kennen wir aus zahlreichen Steinzeithöhlen. Das war der steinzeitliche Vorläufer des Air-Brush.“

Auch in der Antike verzierten von den Ägyptern über die Griechen bis zu den Römern die Hochkulturen ihre Paläste und Bauten mit Schablonenmalerei. „Je länger man sich mit dem Thema beschäftigt, desto mehr Motive lernt man kennen“, sagt Barczynski. Angefangen hat er mit dekorativen Zierleisten, wie man sie von der Zeit des Biedermeier über die Gründerjahre bis zum Jugendstil kennt und sie noch heute in zahlreichen Berliner Wohnungen und Treppenhäusern zu finden sind. „Ein Grund der großen Beliebtheit damals war auch, dass Tapeten noch sehr teuer waren. Mit Schablone, Pinseln und Schwamm konnten die Anstreicher dann trotzdem sehr ansprechende, dekorative Muster und Zierleisten herstellen.“

Mittlerweile ist die Auswahl und Vielfalt der Schablonewelt viel größer geworden. Mit den heutigen wasserfesten Farben kann man sogar auf Fußböden Schablonen auftragen, aber auch auf Blumentöpfen. T-Shirts, Baumwolltaschen, sogar Auto- und Motorradlackteile lassen sich mit Schablonenmustern individuell gestalten. Auf seiner Website hat Barczynski einen Blog eingerichtet, auf dem Kunden nicht nur an ihn Fragen stellen können, sondern sich auch untereinander helfen. „Da ist richtig war los“, freut er sich.

Mit fünf Videos, von Wandverzierungen bis zum Stoffdruck wird auch für Anfänger leicht verständlich und Schritt für Schritt gezeigt, wie die besten Ergebnisse mit Schablonen erzielt werden. Zwar gebe es im Zuge der Tattoo-Mode mittlerweile auch Kunststoff-Tattoos, die man an die Wand kleben könne. „Aber Schablonen sind viel individueller. Man kann die Farben verändern, sie intensiv oder blass auftragen. Und hat mit Sicherheit immer ein Unikat“, führt er aus. Manche seiner Kunden kämen in einen regelrechten Rausch. Die machen Schablonen-Verzierungen auf Brotbretter, auf alte Stühle und Tisch, alte Pullover, Fußabtreter oder Lampen. Auch edle Materialien wie Blattgold fänden Verwendung.

Ein eigenes Angebot sind erotische und Beauty-Schablonen, mit Szenen aus dem Kamasutra, für Fetischisten oder Freikörperkulturanhänger. „Manche Kunden verzieren damit ihre Schlafzimmer oder den Saunabereich“, erklärt Barczynski. Auch für Bordelle (lieber Nachtclubs schreiben!) und Table-Dance-Bars hat er schon Motive gefertigt. Rund zweihundert erotische Schablonen-Motive sind im Sortiment, die auf einer eigenen Website vertrieben werden.
Das Gros mit mehr als 900 Motiven sind Dekorationsmotive für Wohn- und Kinderzimmer, Küchen, Flure, und auch Treppenhäuser. Ein besonderer Service von Barczynski wird besonders von Innenarchitekten, Raumausstattern und Denkmalschützern genutzt. „Bei Renovierungen oder Sanierungen findet sie manchmal kleine Reste von ehemaligen Motiven. Wenn man mir ein Foto schickt, bin ich in der Lage, daraus eine Schablone rekonstruieren, mit der das Muster oder die Verzierung wieder aufgetragen werden kann“, so der Grafik-Designer.

Die beliebtesten Schablonen-Motive kommen aus dem Bereich der Mystik. „Unser Renner ist das esoterische Motiv aus 19 Kreisen, die Blume des Lebens“, erklärt Barczynki. Die wurde schon von den Alten Ägyptern auf Tempeln gemalt. „Neu sind Schablonen bestimmt nicht, aber hundertprozentig individuell“, meint Andreas Barczynski.

Franz Michael Rohm

Presseartikel in der Berliner Morgenpost über Schablono vom 14.2.2017

Geschrieben von |